Thea

Thea dürfte wohl nun die bekannteste unsere Gelbkopfamazonen sein. Dieter Hoppe veröffentlichte eine Triologie im WP-Magazin und auch die Stuttgarter Presse berichtete schon mehrfach über ihre Missgeschicke. Aber nun zum Anfang.

Thea beim Fressen in einer Eibe

Ende der 90er Jahre gesellte sich eine entflogene Blaustirnamazone „Pythagoras“ zu der Population. Thea schien das exotische Aussehen von Pythagoras zu gefallen, sie wurden ein Paar, brüteten und zogen einige Junge groß. 2014 verschwand Pythagoras und  Thea fand Gregorius als neuen Partner. Er schien wie sie vor kurzem Witwer geworden zu sein. Die zwei suchten sich eine Bruthöhle, doch diese Brut scheiterte. Es war im August 2015, als Passanten die Polizei riefen, weil vor einem Supermarkt eine verletzte Amazone gefunden wurde. Die Amazone wurde erstmal ins Tierheim in Botnang gebracht, hier konnte Tomoko sie als Thea identifizieren. Ihre Reise ging weiter zur Vogel- und Reptilienpraxis in Karlsruhe. Nach 2 Wochen kam sie wieder zurück ins Tierheim. Sie hatte Frakturen im Schultergürtel sowie eine Verletzung am Schnabel und musste sich nun mehrere Wochen kurieren.  Mitte Oktober war es soweit, Thea schien genesen zu sein. Sie flog schon recht gut in der Voliere des Tierheims umher und wir ließen sie wieder frei.

Endlich konnte Thea wieder in die Freiheit zu ihren Artgenossen zurück.

Ihr ehemaliger Partner Gregorius hatte sich zwischenzeitlich Kirke zugewandt und wollte nichts mehr von Thea wissen. Der junge Thilo schien ein Auge auf Thea geworfen zu haben und wich ihr nicht mehr von der Seite. Thea zeigte allerdings nur wenig Interesse, sie wahrte noch deutliche Distanz zu ihm. Dennoch, Thilo war hartnäckig und in einer besonders kalten Winternacht sah man die zwei endlich dicht aneinandergekuschelt auf den Schlafplätzen und das nächste Unglück nahte auch schon.

Es war im Februar 2016 als das zweite Unglück passierte. Die Amazonen flogen nun häufig nach dem Wachwerden erstmal ins Brutgebiet. Sie sicherten ihr „Revier“ gegenüber den Artgenossen und suchten nach Bruthöhlen für die kommende Brutsaison. Auch Thea, Thilo, Gregorius und Kirke waren zusammen unterwegs. Mittlerweile sind die zwei Paare sehr gut miteinander befreundet und oft zusammen unterwegs.

Wie aus dem Nichts kam ein Habicht an, der es auf Thea abgesehen hatte. Thea versuchte in einem plötzlichen Sinkflug ihm zu entkommen und schaffte es ganz knapp. Ein Schwarm Krähen hatte dies beobachtet und setzten sofort hinter dem Habicht her. Krähen mögen keine Greifvögel und versuchen diese gerne zu vertreiben, hier konnten sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, einmal den Habicht vertreiben und gleichzeitig auch versuchen, ihm seine Beute abzujagen. Thea stürzte jedoch zu Boden. Tomoko fand die sichtlich benommene Thea am Flügel blutend im Gebüsch und rief Wolfgang Burkart und mich zu Hilfe. Ein Versuch Thea einzufangen, löste sie aus ihrer Schockstarre, sofort flog sie auf einen höhergelegenen Ast. Erleichtert darüber, dass sie noch fliegen konnte, aber auch in Sorge über ihre Verletzung, gingen wir heim. In den Folgetagen suchten wir immer wieder  nach Thea, mehrmals fanden wir sie, aber wir bemerkten, dass sie nicht mit der Gruppe mitflog. Thilo war stets mit Gregorius und Kirke unterwegs, ließ es sich aber nicht nehmen, jeden Morgen zu seiner Thea zu fliegen, sie hielt sich im dichten Geäst einer Tanne verborgen, um sie zum Mitfliegen zu bewegen. Sechs Tage nach dem Unfall konnten wir dann endlich  Thea und Thilo wieder vereint an einem Futterplatz entdecken.

Der Frühling kam und Thea und Thilo waren nun täglich in ihrem Brutgebiet unterwegs. Das Paar ist sichtlich zusammengewachsen, hielt Ausschau nach einer passenden Bruthöhle und sicherte ihr Revier gegenüber ihren Rivalen. Noch vor kurzem sah man sie mit Kirke und Gregorius gemeinsam durch die Gegend ziehen, nun waren sie Kontrahenten. Die Paare imponierten und versuchten, mit Angriffsflügen die jeweiligen Rivalen aus ihrem Revier fernzuhalten. Zuvor hatten Thea und Gregorius gemeinsam ein Revier und nun versuchte jeder seine Ansprüche darauf geltend zu machen. Thea und Thilo mussten sich zurückziehen und orientierten sich ganz am Rande ihres Reviers neu. Es schien, als würden sie nichts Passendes finden. Kirke und Gregorius‘ Brut hatte angefangen und Thea und Thilo wagten sich, wieder näher an das fremde Revier heran. Anfang Mai passierte dann das nächste Unglück.

Thea und Thilo wollten die Bruthöhle inspizieren, in welcher sie mit Pythagoras schon so viele Junge groß gezogen hatte. Als Thea in die Höhle kletterte, kam sie jedoch nicht mehr heraus. Kurz bevor sie oben war, rutschte sie jedesmal ab und fiel wieder in die 40 cm tiefe Höhle. Bei ihrem Autounfall hatte Thea sich am Schnabel verletzt gehabt, er musste damals stark gekürzt werden. Es schien, als wäre sie dadurch ziemlich gehandicapt. Ich verständigte eine Polizeistreife, welche gerade im Park unterwegs war. Diese schaute sich das Geschehen erst eine Weile an und rief letztendlich die Feuerwehr hinzu. Mit Hilfe eines Astes, welcher der Feuerwehrmann in die Höhle steckte, konnte Thea schließlich herausklettern. Auch diesen Unfall hatte sie, zwar mit leichten Blessuren, gut überstanden.

Thilo schaut nach seiner Thea

Thea schafft es nicht aus der Baumhöhle zu klettern, Thilo schaut hilflos zu.

Thea nimmt den Stock als Kletterhilfe

Thea nimmt den Stock als Kletterhilfe